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Fehlanreize durch PpSG schwächen die Pflege

Aktualisiert: 11.09.2019

Am 06.08.2019 und 05.09.2019 hat ein Webinar zu den Fehlanreizen des PpSG durch den Bundesverband Pflegemanagement e. V. stattgefunden. Trotz der Sommerpause haben am ersten Termin über 50 angemeldete Teilnehmer an dem Webinar teilgenommen, überwiegend waren diese Personen in der Pflegedirektion von Kliniken tätigen (Abb. 1).

Abb. 1: Umfrage, Angaben zur Person Person vom 06.08.2019

Am zweiten Webniar haben ca. 40 Personen teilgenommen.


Die Gruppe aus beiden Seminaren waren zu ca. 80% Teilnehmer welche beim Bundesverband Pflegemanagement e.V. organisiert sind. Ca. 5% der Teilnehmer waren Mitglieder der Fachgesellschaft Profession Pflege e.V. und 15% der TN waren nicht in den beiden Verbänden organisiert.

Zunächst wurden in einem Vortrag die verschiedenen Wirkmechanismen des künftigen Vergütungssystems für die direkte Pflege am Bett im Krankenhaus reflektiert. Die Teilnehmer wurden im Rahmen des Webinars konkret gefragt, ob in ihrer Einrichtung bereits jetzt über die für Pflegeberufe ungünstigen Aufgabenverschiebungen diskutiert wird, bzw. ob entsprechende Tätigkeitsverlagerungen bereits umgesetzt wurden. In Abbildung 2 werden die Umfrageergebnisse dargestellt. Den Teilnehmern wurde vor der Befragung eine Liste möglicher Aufgabenverschiebungen gezeigt. Die Liste ist eine Sammlung von unterschiedlichen Aktivitäten, die der Fachgesellschaft in Gesprächen mit verantwortlichen Personen in Kliniken genannt wurden. Diese waren:

  • Gehören Sie auch zu den Kliniken, in welchen kein Pflegepersonal aufgebaut wird?
  • Sind bei Ihnen auch Servicekräfte abgebaut oder offene Stellen nicht nachbesetzt worden?
  • Wurde Ihnen auch mitgeteilt, dass Sie künftig mehr Aufgaben im ärztlichen Bereich übernehmen sollen?
  • Wurden neuerdings wieder Aufgaben des Transportdienstes, Reinigungsarbeiten usw. herangetragen?
  • Sind bei Ihnen Stellen im Bereich der Stabsstellen der Pflegedirektion abgebaut, oder nicht nachbesetzt worden?
  • Werden bei Ihnen ebenfalls am Abend Patienten verschoben, um die Erfassung des Patienten um Mitternacht zu beeinflussen und die Personaluntergrenzen einzuhalten?
  • Haben Sie beobachtet, dass Personal im Bereich der Physiotherapie, Ergotherapie abgebaut oder offene Stellen nicht nachbesetzt wurden?
  • Haben Sie immer noch keine Zeit, eine adäquate pflegerische Versorgung orientiert am pflegediagnostischen Prozess und Konzepten der aktivierenden Pflege durchzuführen?

Gehen Sie öfters mit dem Gefühl nach Hause, heute nicht in ausreichendem Maße den Pflegebedarf des Patienten erfüllt zu haben?

Abb. 2: Umfrage, Diskussion über Verschiebungen, Termin am 06.08.2019

Abb. 2.1 Umfrage, Diskussion über Verschiebung, Webinar am 05.09.2019

Deutlich wird, dass in dieser Umfrage fast die hälfte der Teilnehmern in den Kliniken über Aufgabenverschiebungen in den Pflegebereich hinein diskutieren bzw. dieses umsetzen. Mit diesen Aktionen wird versucht die Rumfp-DRG künftig von Personalkosten zu entlasten da Serviskräfte, Reinigungspersonal ausgestellt werden kann.
Bei der Betrachtung der Ergebnisse wird sehr deutlich, dass es dringend notwendig ist, Strategien zu entwickeln, wie diese Aufgabenverschiebung verhindert werden kann. Wir wollen, dass Pflege künftig nicht (wieder) „putzt“, sondern eine hochwertige Versorgung leistet. Zudem ist anzustreben, dass Grundlagen für Pflegeforschung und Outcomemessung geschaffen werden. Dafür ist es notwendig, dass unsere beiden OPS-Anträge aufgenommen werden, ein erster Schritt zur Förderung der Digitalisierung in der Pflege gemacht wird sowie die Grundlagen für einen künftigen Leistungsorientierten Pflegeerlöskatalog gelegt werden.

Im Rahmen des Webinars wurden anschließend verschiedene Optionen, diesen Fehlmechanismen vorzubeugen und entgegenzuwirken, aufgezeigt. Deutlich wurde, dass ausschließlich ein reines Instrument zur Pflegepersonalbemessung die Fehlanreize nicht verhindern kann. Wir benötigen einen leistungsbezogenen Pflegeerlöskatalog.

Der weitaus wirksamere und zu bevorzugende Lösungsweg, dass für Pflege basierend auf dem Katalog zur Risikoadjustierung des Pflegebedarfes ein eigener Pflegeerlöskatalog entwickelt wird und pflegerische Leistungen künftig über einen „Landesbasisfallwert Pflege“ finanziert werden, wurde schrittweise in der Umsetzung vorgestellt. Wichtige Impulse zur Entwicklung des Fallpauschalenkatalogs der Pflege sind zwei OPS-Anträge zu dieser Thematik (siehe unter Änderungsanträge beim DIMDI 2020), welche detailliert vorgestellt wurden. Am Ende des Vortrages wurden die Teilnehmer befragt, ob diese den Weg zu einem eigenen Pflegeerlöskatalog (= Fallpauschalenkatalog für die Pflege) unterstützen möchten. Abbildung 3 zeigt das eindeutige Votum der Webinar-Teilnehmer zugunsten der Lösung des Pflegeerlöskatalogs.

Abb. 3: Umfrage zur Entwicklung eines Pflegeerlöskatalogs, Webinar vom 06.08.2019

Abb. 3.1 Umfrage zur Entwicklung eines Pflegeerlöskataloges vom 5.09.2019

Mit dem Ausbau pflegeeigener Fallpauschalen basierend auf dem Entwurf des „Kataloges zur Risikoadjustierung des Pflegebedarfes“ des InEK könnten die Pflegepersonaluntergrenzen langfristig abgesetzt werden. Über diesen Weg erhält Pflege zudem eine kostenfrei nutzbare Fachterminologie basierend auf dem BAss (Patientenzustände) und ausgewählten Interventionen des Pflegeklassifikationssystems European Nursing care Pathways (ENP) inklusive Zeitwerten. Somit wird die Digitalisierung der Pflegeprozessdokumentation gefördert, Doppeldokumentation und Zusatzdokumentation für Abrechnung oder Personalbemessung entfallen.

Das Webinar wird demnächst wiederholt. Bitte informieren Sie sich auf der Internetseite des Bundesverbandes Pflegemanagement e.V.

Informieren Sie sich darüber, aus welchen Gründen uns Pflegenden eine Pflegepersonalbemessung alleine nicht weiterbringen wird und wie ein alternativer Weg aussehen könnte. Weitere Informationen zu diesem Thema erhalten sie hier.

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